Das Biberacher Schützentheater

Deutschlands ältestes und größtes Kindertheater

Wer kennt es nicht, dass Biberacher Schützentheater? Vielleicht haben Sie sogar schon einmal selber mitgespielt oder sind ein treuer Zuschauer? Vom Schützentheater gehört haben aber sicherlich die meisten, denn es gehört zu Biberach wie das Schützenfest!

Haben Sie aber gewusst, dass es Deutschlands ältestes und größtes Kindertheater ist?

Angefangen hatte alles 1819 mit Apotheker G. F. Stecher. Er führte mit einigen Kindern am Schützenfest „Das Vogelschießen“ aus Weissens Kinderfreund auf. Das war die Geburtsstunde des Biberacher Schützentheaters. Zunächst waren es „nur“ „Lebende Bilder“, die gespielt wurden. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dann die Goerner’schen Märchendramatisierungen aufgegriffen. Das „Märchenspiel mit Musik und Tanz“, so wie wir es heute kennen, entwickelte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Erst seit 1979 gibt es das Jugend-Schützentheater-Orchester, das damals vom damaligen Musikdirektor Peter Marx gegründet wurde. In den Jahren davor spielten zwölf erwachsene Mitglieder des Musikvereins Biberach im Orchestergraben die Schützentheatermusik – berufsbedingt – allerdings nur bei den Abendvorstellungen. Nachmittags musste die Musik daher vom Band eingespielt werden. Mittlerweile ziehen rund 450 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18 Jahren als Sprecher, Tänzer oder Musiker tausende Zuschauer in 38 Vorstellungen in ihren Bann!

Viele wollen zuschauen – viele wollen mitspielen!

Es ist faszinierend, dass in dieser „modernen, schnelllebigen und digitalen Welt“ die Anziehungskraft des Biberacher Schützentheaters ungebrochen ist! Darauf ist die derzeitige Theaterleitung Yvonne von Borstel und Hermann Maier ganz besonders stolz. Seit 2002 versuchen sie alte Märchen-Spiel-Tradition mit neuen Elementen und Ideen zu verknüpfen. Neben den traditionellen Stücken, die immer wieder auf dem Schützentheater-Spielplan standen, wird das Repertoire durch neue und „modernere“ Stücke wie z. B. Peter Pan oder Dschungelbuch erweitert. 

Wer einmal mitgespielt hat, der kommt in der Regel wieder und bringt es so auf eine stattliche Zahl von mindestens fünf bis zu maximal zehn oder elf Jahren auf der Bühne oder im Orchestergraben oder arbeitet dann „hinter der Bühne“ weiter.  

Es ist heutzutage schon eine Besonderheit, dass so viele Kinder und Jugendliche über eine halbes Jahr Probenzeit und anschließend über vier Wochen Spielzeit ihre Freizeit „opfern“ und dabei noch einen Riesenspaß haben. Diese intensive Arbeit kostet zwar viel Zeit und Schweiß, aber sie bringt – wenn sich dann der Vorhang zum ersten Mal öffnet – für jeden einzelnen sehr große Zufriedenheit, persönlichen Erfolg und wie gesagt ganz, ganz viel Freude am Theaterspielen.

Die Mitspieler lernen Pünktlichkeit und Verlässlichkeit und sie erfahren, wie wichtig ihre Rolle im Gesamtgeschehen ist, denn nur zusammen kann so eine großartige Gemeinschaftsarbeit auf die Beine gestellt werden. Und so ganz nebenbei lernen sie verschiedene Berufe hinter dem roten Vorhang wie z. B. Inspizient, Bühnenarbeiter, Beleuchter, Regie- und Ballettassistent, Masken- und Kostümbildner kennen. Für viele ehemalige Mitspieler war und ist das Schützentheater das Sprungbrett ins Berufsleben des Schauspielers, Opernsängers oder Tänzers.

Was macht das Schützentheater denn nun so besonders?

Alles wird selber gemacht! Das Textbuch, die Musik, die Tänze, das Bühnenbild, die Kostüme, die Maske und und und! Alles wird speziell für das Biberacher Schützentheater zugeschnitten, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche mitwirken können. Und das ist das ganz Entscheidende: Jeder kann mitmachen! Hier zählen weder soziale Herkunft, religiöse Glaubensrichtung, noch Schulbildung! 

Das Schützentheater ist ein Zuhause von Gleichgesinnten, in dem man sich geborgen fühlt, Alltagssorgen vergessen kann und neue Freundschaften schließt. Ein Ort, an dem jeder wichtig ist, sich einbringen kann und gebraucht wird. Eine Gemeinschaft, die von einem absoluten „Wir-Gefühl“ geprägt ist. Oft besuchen Mitspieler, die gerade keine Aufführung haben, das Schützentheater, weil es für sie zu einem wichtigen Bezugspunkt geworden ist.

Und wie geht das mit dem Mitspielen?

Nach den Weihnachtsferien startet die neue Schützentheatersaison. Wann und wo man sich anmelden kann, wird in der lokalen Presse rechtzeitig bekannt gegeben. Oder Sie schauen direkt hier auf unserer Webseite nach.

Anmelden heißt aber noch nicht gleich Mitspielen! Bei der Anmeldung werden Name, Adresse, Schule oder Kindergarten aufgenommen.

Beim Casting (Vorsprechen/ Vortanzen ) der nächsten Tage, wird bei der Auswahl der Sprecher auf Sprache, Stimme und Betonung geachtet. Wichtig ist auch die Mimik, Pfiffigkeit und das Einfühlungsvermögen. Wer nicht lesen kann darf die vorgelesenen Sätze nachsprechen.

Bei der Besetzung der Tanzrollen kommt es vor allem auf Takt-, Rhythmusgefühl, Körperhaltung und Ausdrucksfähigkeit an. Kinder und Jugendliche, die eine Ballettschule oder andere Tanz- und Turnabteilungen besuchen, sind selbstverständlich auch gesucht und gefragt. 

Nachdem alle „gehört“ und „gesehen“worden sind, geht es an die Besetzung der Rollen. – Eine nicht immer leichte Aufgabe, da man am liebsten alle mitmachen lassen möchte. 

Also zögern Sie nicht, wenn Ihr Kind den Wunsch äußert, mitzuspielen, denn bei im Schützentheater ist es sicherlich in guten Händen! 

Und zum guten Schluss!

Die Theaterleitung möchte mit ihrem persönlichen, ehrenamtlichen Engagement und mit einer noch größeren Portion Herzblut und Liebe einen wichtigen Beitrag leisten, diese großartige Institution Schützentheater, diese wertvolle, in 160 Jahren gewachsene Tradition mit aller Kraft unterstützen und aufrechterhalten, damit das Biberacher Schützentheater auch in Zukunft für Zuschauer und Mitspieler so attraktiv und interessant bleibt wie in der Vergangenheit.

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